Mitten im Vogelsberg, am Hang des Hoherodskopfs, findet sich ein Schmuckstück der Architektur- und Kunstgeschichte. In der Dorfmitte von Michelbach, umgeben von einer historischen Hofreite und einem neuen Kulturprojekt (Uss Schauen), steht eine kleine, aber feine Fachwerkkirche.
Die charmante und gut erhaltene Kirche stammt aus dem 17. Jahrhundert. Sie ist (ebenso wie die Kirche in Breungeshain) eine von rund 45 Fachwerkkirchen im Vogelsbergkreis. Das Gebäude in Michelbach zeichnet sich durch einen einfachen, geradlinigen Baustil aus, der typisch für protestantische Kirchen der Barockzeit ist. Statt eines separaten Glockenturms ist die Kirche mit einem Dachreiter ausgestattet.
Emporenbilder bereichern den Innenraum
Im dem eher schlicht gehaltenen Innenraum der Michelbächer Kirche findet sich ein künstlerisches Highlight: Entlang der Empore hängen 27 bunte, historische Gemälde. Sie zeigen einerseits Darstellungen aus biblischen Geschichten, andererseits Porträts biblischer Größen sowie Martin Luthers.
Alle 27 Gemälde sind naturgetreu gestaltet und keineswegs abstrakt. Diese Art der Darstellung war typisch für die Malerei des 19. Jahrhunderts und wurde neben der Porträtmalerei auch in der sakralen Kunst verwendet. Denn Martin Luther sah darin eine Möglichkeit, die christliche Botschaft zu veranschaulichen.
Die Empormalereien in Michelbach wurden 1837 von Heinrich Hisgen geschaffen. Auf einer zusätzlichen Holztafel schrieb er unter einen Bibelvers die Anmerkung: „Im Jahr 1837 wurde die Kirche renoviert und gemahlt von Heinrich Hisgen, Mahler in Engelrod.“
Heinrich Hisgen, der Maler und Restaurator
Johann Heinrich Hisgen wurde am 30. Juni 1780 geboren. Er war vermutlich der Sohn von Daniel Hisgen (1733-1812), einem bekannten Kirchenmaler aus Lich in Oberhessen. Daniel Hisgen werden über ein Dutzend Empormalereien zugeschrieben. Nachdem sein Name und seine Werke einige Zeit in Vergessenheit geraten waren, erlangte er in den 2000er-Jahren wieder Aufmerksamkeit in der Forschung. So rückten auch die Werke von Heinrich Hisgen wieder ins Bewusstsein.
Heinrich Hisgen lebte zeitweise in Engelrod und arbeitete im heutigen Vogelsbergkreis. Neben den Gemälden in Michelbach finden sich von ihm weitere Werke in der Umgebung: 1818 schuf er z. B. ein Lutherbildnis mit einem Schwan für die Evangelische Kirche in Alsfeld-Oberrod, 1825 entstanden in Unter-Seibertenrod Brüstungsbilder, 1847 war er als Restaurator in Darmstadt tätig.
Die Bilder in Michelbach wurden auf Holz gemalt und überzeugen durch ihre Farbigkeit – zumindest war das einmal so. Leider verblassen die Empormalereien in Michelbach immer mehr. Ohne Restaurierung werden die Bilder, die zwei Weltkriege überstanden und viele Kirchenmitglieder Sonntag für Sonntag „begleitet“ haben, ihren 200. Geburtstag nicht mehr erleben.
Eine „Rettungsaktion" ist nötig, um die Farben und somit ein Stück Geschichte zu bewahren: