Seit beinah 200 Jahren blicken eine Frau und 23 Männer auf all jene, die in der historischen Fachwerkkirche in Michelbach ein- und ausgehen. Ob bei Taufen, Hochzeiten oder Trauerfeiern – die 24 sind bei allen Anlässen dabei. Sie hören Babys weinen, sehen das Lächeln frischvermählter Paare, bewundern die Modetrends der Konfirmandinnen und Konfirmanden ... Und Sonntag für Sonntag wachen sie über Kirchenmitglieder, die zum Gottesdienst zusammenfinden.
„Die 24“, die schon bei den Lebensereignissen unzähliger Menschen anwesend waren, tragen die Namen Jesus, Maria, Johannes, Jakobus, Bartholomäus, Philippus, Thomas, Thaddäus, Jacobus, Simon, Mathäus, Paulus, Mathias, Moses, Jacob, Isaak, Abraham, Adam, Noah, Simson, Hiob, Martin, Andreas und Petrus.
Blicken die Besucherinnen und Besucher beim Gottesdienst um sich, sehen sie die Porträts dieser biblischen und historischen Größen entlang der Emporenbrüstung. Wobei: Beim Weihnachtsgottesdienst sehen sie oft nur 22 – denn dann verschwinden Andreas und Petrus hinter dem Grün der strahlenden Tanne.
Seit 1837 vieles erlebt – und immer weiter verblasst
Im Jahr 1837 fertigte der Maler Heinrich Hisgen die 24 Porträts sowie drei Szenen der Kreuzigung Jesu und zwei Sprüche an. Die 29 Holztafeln wurden entlang der Empore angebracht, wo sie Jahrzehnte überdauerten. Sie erlebten Zeiten des Wohlstands und der Armut. Sie überstanden Aufstände und Weltkriege. Sie wohnten unzähligen Dorffesten und Familienfeiern bei. Doch mit der Zeit wurden sie immer blasser, die Farbe hat ihren Glanz verloren. Ohne eine anständige Auffrischung werden die Herren und die Dame an der Brüstung ihren 200. Geburtstag wohl nicht erleben.
Werte hinter den Gemälden
Die Malereien erzählen Geschichten und vermitteln Botschaften. Es geht um Vertrauen in Gott, wie Noah es hatte, als er die Arche baute. Es geht um die Fähigkeit, wie Hiob auch das größte Unglück zu überstehen, wenn man an Gott (und damit die Liebe) glaubt. Es geht um die Möglichkeit, sich zu ändern wie Paulus es tat, indem man statt Hass der Liebe Raum gibt. Und es geht um Jesus als Vorbild, der sich nicht von dem Stress der Welt hat treiben lassen, die Menschen statt des Profits in den Vordergrund stellte und sich immer Zeit für Gott nahm.
Damals wie heute sind diese Botschaften relevant. In den Geschichten spiegeln sich Werte wieder, die zeitlos und in der christlichen DNA verankert sind: Liebe, Vertrauen, Gemeinschaft, Hoffnung, Vergebung, Glaube … Werte, die es wert sind, erhalten zu werden.
Helfen Sie mit, Maria und ihren 23 Begleitern ein Update zu verpassen. Damit sie auch in den nächsten Jahrzehnten an der Empore strahlen können. Damit Menschen gerne in die Kirche kommen, um den Glauben zu feiern. Damit die Werte, für die die Bilder stehen, auch kommende Generationen noch begeistern können.